Sonntag, 7. Oktober 2007

Hochzeit auf amerikanische Art

Der eigentliche Anlaß für den Trip nach Washington war ja die Hochzeit von Sarah Mulhall und John Adelman. Also ging es am dritten Tag auch gegen 12 Uhr recht entspannt Richtung letzte Vorbereitungen zur Hochzeit: duschen, rasieren, feine Klamotten (hatte ich natürlich keine), usw. man kennt das ja. Die erste Überraschung als mich Großonkel Don (bei dem wohn ich hier) fragte: "Und was machen wir heut abend?". Ähhhhh, Hochzeit!?!?! Antwort: "Ne, die ist da längst vorbei!". Ja klar, die Hochzeitszeremonie an sich, aber was ist mit der Party danach? Gibt es nicht! Unglaublich aber wahr, nachdem sich alle 120 Minuten in der "Kirche" (Lagerhalle mit nem Kreuz auf dem Dach) zu Tode gelangweilt haben (und das trotz eines gut aufgelegten katholischen Priesters!!! der auf dem Tanzparkett mit Abstand der beste war) ging es zu einem 3-stündigen Dinner mit zahlreichen Reden von Freunden und Verwandten, ein wenig Tanz und schwupp, das wars. Um 20 Uhr gehen alle heim. Als ich denen erzählte, dass Hochzeiten "normalerweise", da bei uns aufem Dorf, mindestens bis zum Sonnenaufgang gehen, konnten die das nicht so recht glauben. Nun ja, was solls, andere Ländere andere Sitten.

Interessanter wurden dann schon die Tischgespräche, wobei sich mal wieder zeigt wie unglaublich wenig selbst halbwegs gebildete Amerikaner über Deutschland, Europa und den Rest der Welt wissen. Fragen wie: "Wie heißt euer aktueller König?", oder: "Wie lebt es sich so, in einem geteilten Staat?" sind irgendwie schwer zu beantworten. Wenn die Fragen dann aber von einer Geschichtslehrerin!!! kommen, tut mir leid, fällts mir schwer nicht aus allen Wolken zu fallen. Die nette Frau Geschichtslehrerin ist dann aber aus allen Wolken gefallen, als ich erzählt habe, dass in Deutschland kaum noch jemand in die Kirche geht =) Aber sie können halt auch nix dafür, in den Medien gibt es nix, aber auch gar keine Berichte über Dinge im Ausland, höchstens mal lustige Randnotizen über die Geschehen in Birma und Südafrika, über die ich nur dank www.tagesschau.de informiert bin. Ansonsten sieht man nur Berichte über O.J.Simpsons neueste Dummheiten und Britney Spears Kreuzzug zur Selbstzerstörung. Schwamm drüber, sind alles sehr nette Menschen und deshalb hier ein Foto von der ganzen Mulhall Bande inklusive meiner Person.

Wen es interessiert, nach der Hochzeit sind wir dann beinahe geschlossen (also die Mulhalls) nochmal nach Washington D.C. gefahren (ca. 50km entfernt von der Hochzeit) und haben uns die restlichen Sehenswürdigkeiten im Dunkeln angeschaut. Leider mag meine Kamera keine Dunkelheit, deshalb gibt's auch keine Bilder davon.

Vor dem Abflug waren wir dann noch auf dem Arlington Cemetery, dem Friedhof für alle möglichen Soldaten, die im Krieg gefallen sind, inklusive dem Grab des Unbekannten Soldaten und von John F. Kennedy. Jeder von euch hat den Friedhof schon mal gesehen und zwar in der Eröffnungsszene von "Der Soldat James Ryan" kurz bevor das Gemetzel am Omaha Beach los geht.